Sonntag, 25. Februar 2018
412 – SONNTAG auf Lucifers Field
Prolog, Einleitung & Vorgeschichte (3)



Und so geschah es, dass der einzige Engel mit zwei Engelskörpern, den man die zwei gesichtige Sternenprinzessin nannte, den vergessenen Krieger zum Gemahl nahm.
Engelsgeschlechter erschraken und empörten sich, doch segnete der Allmächtige diese Verbindung.
Der vergessene Krieger und Gemahl der Sternenprinzessin erlangte indes eine einzige Erinnerung, aus einer Zeit weit vor seinem Sein als graue Seele wieder und ihm wurde gewahr, dass einst, in einer fernen Vergangenheit, einmal ein großer Heerführer zu ihm trat, ein hochgewachsener Engel von unvergleichlichem Glanz. Er schwieg, sah nur lächelnd in die Augen des vergessenen Kriegers und legte seine Hand auf dessen linke Schulter. Dies war der Tag seiner Begegnung mit Lucifer, dem wahrhaftigen Erstgeborenen und Lichtträger Gottes. Mehr aber wurde ihm nicht offenbar.
Die zwei gesichtige Sternenprinzessin und der vergessene Krieger siedelten sich am Rande des Lichtes an. Ihr Palast erstand an der äußeren Grenze der leuchtenden Herrlichkeit Gottes, wo sonst keine Engel Wohnung nehmen. Im Reich dieses neuen Geschlechtes war es ein in den Lichtern, den gleißenden, zugleich doch milden, umeinander tanzenden, sich umschlingenden, und ineinander verlierenden leuchtenden Kräften, tausend Opalen gleichen, ein stets mildes Licht, das alles beschien; ein Himmel wie ein Regenbogen, geflochten aus feinen Adern der unterschiedlichen Leuchtkräfte überspannte es, erfüllt von unzähligen Kapillaren aus gleißenden Strahlen vom Gottes Antlitz, dem sanfteren Leuchten der hohen ätherischen Sphären, der unendlichen Vielfalt der Farben der Universen, dem Pastell der in allem waltenden Schöpfungskräfte, bis zur stumpfen Schwärze der dunkelsten Tiefen der Schöpfung des Allmächtigen.
Weder die Sternenprinzessin, noch der vergessene Krieger verrichteten den offiziellen Gottesdienst. Das sonst allen Engeln gemeinsame Werk der öffentlichen Anbetung vollzogen sie nur ein Mal, anlässlich ihrer Vermählung und der Einholung des Segens des Höchsten. Ihre Liebe zu Gott war, im Gleichklang zu ihrem besonderen Wesen, von stiller und distanzierter Art. Sie lebten getreulich ihr Anders-Sein, und fanden ihr Glück in der gemeinsamen Entfaltung ihrer Wesenskerne, denen es nicht entsprach, den himmlischen Hierarchien anzugehören und dem höfischen Zeremoniell der Engels zu entsprechen.
Und sie zeugten eine Tochter, ein Engelskind, ausgestattet mit der leidenschaftlich-kriegerischen Macht des Vaters und dem hohen Blut der Mutter, geboren in zwei Körpern, von zwei Müttern, von einer Engelsperson.
Und es geschah, dass Gott die einst graue Seele vor sich rief. Ihr, nun inkarniert als der vergessene Krieger, wurde aufgetragen, den uralten Zwist zwischen der Inanspruchnahme des freien Willens als Geburtsrecht der so begabten Geschöpfe und dem Gehorsamsanspruchs des Höchsten, erstmals aufgeworfen durch Lucifers NON SERVIAM, die Weigerung des erst- und höchst geborenen Engels zu dienen, durch ein neutrales Urteil zu entscheiden.
Als Lohn für das Eintauchen in eine jede Art des geschaffenen Seins, für das Erleben einer jeden Form der Geschöpfe Gottes und das Finden von Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit, für das damit einhergehende, abermalige Vergessen von allem, denn nur auf diese Weise und durch eigene Erfahrung sollte das Urteil sich bilden, winkte dem vergessenen Krieger die vollkommene Erinnerung an all sein Tun und Walten seit dem ersten Augenblick und ewiger Friede mit den Seinen.
Die zwei gesichtige Sternenprinzessin, wissend um die Unendlichkeit dieser Reisen, um Gefahren und Leid, die ihrem Gatten sicher waren auf diesen beschwerlichen Wegen, sie gab zuerst widerwillig, dann sich selbst zurücknehmend, aus innerster Liebe, eingedenk des den vergessenen Krieger bedrückenden Fehlens der Ganzheit seines Seins, ihr Einverständnis.
Und so starb der vergessene Krieger; so musste er sterben und neu geboren sein als Urknall, als Strahlung, als Ausdehnung, als sich zusammenballende Materie, als Partikel der Gravitation, als heiß glühendes Plasma; so nahm er jede Form und jedes Wesen, jedes Stadium des Geschaffenen an, immer neu sich vergessend mit jedem weiteren Eintritt ins Nichtsein, dann wieder ins Dasein gerufen und belebt, in neue Form gestampft und den nächsten Schritt des Fortgangs der Schöpfung erlebend. Er war Stern und Planet, Feuer, Wasser, Wind und Stein und Sand, er war Pflanze und Tier. Und er wurde Mensch.
Nach Äonen der Wiedergeburten in der Unendlichkeit der Universen betrat er schließlich jenen Mikrokosmos, in welchem Gott und sein Widersacher das Tau um die Hinwendung des freien Willens ziehen; jenen unbedeutend-klein scheinenden Planeten Erde, bevölkert von aufrecht gehenden Raubaffen, deren Sprachfähigkeit und über den Instinkt hinaus gehendes Entscheidungsvermögen die Besonderheit ihrer Stellung als Günstlinge des Allmächtigen erweist. Dort sollte er seinen endgültig letzten Tod sterben, um alsbald im Himmel aufzuerstehen, die Gesamtheit der Erfahrungen seiner Reisen reflektierend sein Urteil zu sprechen und den Lohn zu empfangen.
Es war der Geist seiner Tochter, der, von Sehnsucht und Mitleid getrieben, mit Billigung der Mutter, der zwei gesichtigen Sternenprinzessin, dem Vater folgend, sich herabschwang, ihn bei dessen letztem Schritt auf dieser Odyssee zu begleiten, der in einen menschlichen Körper trat, und sich vergaß. So ward dem vergessenen Krieger für die letzte und qualvollste aller Prüfungen eigenes Blut zur Gefährtin gegeben, stillschweigend von Gott gesegnet und unbeanstandet auch vom Widersacher.

Und nicht vergessen:

http://www.g-cook.com/aa_languages/todo_int/a_rule.html

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